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Beitrag vom 31.01.2013
Internationaler Tag Null Toleranz gegen weibliche Genitalverstümmelung
AVIVA-Redaktion
Am 6. Februar 2013 jährt sich der Aktionstag gegen FGM zum zehnten Mal. Dies nimmt TERRE DES FEMMES zum Anlass, um zehn Personen für ihr besonderes Engagement zu würdigen. Neun...
... AktivistInnen hat TERRE DES FEMMES bereits ausgewählt – es sind Gründerinnen und Mitarbeiterinnen von Projekten, KünstlerInnen und ÄrztInnen aus Burkina Faso, Sierra Leone und Deutschland, die sich gegen FGM engagieren so wie Rakieta Poyga.
Rakieta Poyga ist selbst betroffen und gründete 1998 in Burkina Faso die Organisation Bangr Nooma mit der TERRE DES FEMMES seit Jahren zusammenarbeitet.
TERRE DES FEMMES stellt neun AktivistInnen gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) vor und sucht eineN ZehnteN
"Die Beispiele sollen Mut machen, sich für ein Ende weiblicher Genitalverstümmelung zu engagieren. Wir suchen die zehnte Person und rufen dazu auf, Fotos und Kurzportraits von Menschen zu schicken, die sich in besonderer Weise gegen FGM einsetzen. Die/den GewinnerIn werden wir zum 6. Februar auf der Facebook-Seite von TERRE DES vorstellen",
so Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES.
Trotz zahlreicher Sensibilisierungskampagnen geht die Beschneidungsrate in den meisten Ländern nur sehr langsam zurück. Daher hat die UNO im Dezember 2012 eine Resolution verabschiedet, in der alle Staaten aufgefordert werden, sich aktiv für eine Überwindung dieser Gewalt an Mädchen und Frauen einzusetzen und diese schwere Menschenrechtsverletzung unter Strafe zu stellen. Doch nur wenn Regierungen und nichtstaatliche AktivistInnen zusammenarbeiten, kann diese auf traditionellen Geschlechterrollen beruhende Gewalt beendet werden.
Mit diesem Tag machen die Vereinten Nationen darauf aufmerksam, dass weltweit etwa 140 Millionen Mädchen und Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. Bei der Praxis werden den Betroffenen meist ohne Narkose und oft unter unhygienischen Bedingungen die Klitoris und Teile der Schamlippen entfernt. Diese traditionsbedingte Gewalt an Mädchen und Frauen hat lebenslange gesundheitliche und psychische Folgen. Viele Betroffene leiden unter Schmerzen beim Wasserlassen, bei der Menstruation und beim Geschlechtsverkehr. Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt können ebenfalls die Folge sein. Aufgrund des hohen gesellschaftlichen Drucks lassen viele Eltern ihre Töchter nach wie vor beschneiden, da dies in 28 afrikanischen Ländern, im Süden der Arabischen Halbinsel und in Teilen Asiens häufig als Voraussetzung für die Heirat einer Frau gilt.
TERRE DES FEMMES engagiert sich seit nunmehr knapp 30 Jahren für die Überwindung dieser Menschenrechtsverletzung und unterstützt zwei Projekte in Burkina Faso und Sierra Leone. In Deutschland leben geschätzt über 20.000 bereits betroffene Frauen, über 5.000 Mädchen sind dem Risiko ausgesetzt, heimlich hierzulande oder während der Ferien im Herkunftsland der Eltern genitalverstümmelt zu werden.
Darum setzt TERRE DES FEMMES sich dafür ein, dass
die UN-Resolution "Intensifying global efforts for the eliminiation of female genital mutilation" von Dezember 2012 auf internationaler und nationaler Ebene konsequent umgesetzt wird. Diese beinhaltet, dass weibliche Genitalverstümmelung weltweit geächtet wird, gesetzlich verboten ist und Regierungen landesweite Sensibilisierungskampagnen durchführen.
im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit Gelder für Sensibilisierungskampagnen in den Herkunftsländern der Praxis bereitgestellt werden.
weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland als geschlechtsspezifischer Verfolgungsgrund anerkannt wird, auch wenn im Herkunftsland der betroffenen Frau Genitalverstümmelung gesetzlich unter Strafe gestellt ist. Da der Staat in vielen Fällen seiner Verpflichtung zum Schutz seiner Bürgerinnen nicht nachkommt, kann von einer mittelbaren staatlichen Verfolgung der Betroffenen ausgegangen werden.
es bundesweit mehr Beratungsangebote für betroffene Frauen und ihre Familien gibt.
das Thema Gewalt gegen Frauen und Frauengesundheit in Integrationskurse aufgenommen wird und betroffene Migrantinnen über ihre Rechte und Hilfsangebote informiert werden.
weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland in den medizinischen Diagnoseschlüssel aufgenommen wird und die Krankenkassen notwendige Behandlungen für betroffene Frauen ausnahmslos übernehmen.
ÄrztInnen, Hebammen, LehrerInnen, ErzieherInnen SozialpädagogInnen, Polizei und Justiz in ihrer Aus- und Weiterbildung zum Thema geschult werden.
alle Kinder – unabhängig von Geschlecht und Herkunft – an den ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. So können nicht nur Fälle weiblicher Genitalverstümmelung, sondern auch sexueller Missbrauch eher entdeckt werden.
die 2008 vom Bundestag beschlossene Bund-Länder-Nichtregierungsorganisationen-AG zum Thema ihre Arbeit wieder aufnimmt und einen Nationalen Aktionsplan zum Schutz gefährdeter Mädchen entwickelt, wie ihn andere europäische Länder bereits erarbeitet haben.
weibliche Genitalverstümmelung ein eigener Straftatbestand wird und bei in Deutschland lebenden Mädchen auch dann strafverfolgt werden kann, wenn sie im Ausland stattfindet.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.frauenrechte.de
Eliminating Female genital mutilation. An interagency statement. OHCHR, UNAIDS, UNDP, UNECA, UNESCO, UNFPA, UNHCR, UNICEF, UNIFEM, WHO
SOS FGM: www.sosfgm.org
TaskForce: www.taskforcefgm.de
Weitere Informationen zu Female Genital Mutilation (FGM):
www.stop-fgm-now.com , www.waris-dirie-foundation.com, www.frauenrechte.de und www.hbdg.de
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